Literaturtip »Vom Krebs gebissen«

Marion Knaths
Vom Krebs gebissen

Verlag: Hoffmann & Campe

Es bedarf wohl schon der Kämpfernatur, des Galgenhumors und der Streitbarkeit, wie Marion Knaths sie besitzt, eine solch buchstäblich einschneidende Lebenskrise zu meistern. Gleich zu Beginn und nach einschlägiger Erfahrung wird uns vom Besuch des gemeinen Hausarztes kategorisch abgeraten ("Wer wird denn Hausarzt? Derjenige, der keine Lust hat, sich weiterzubilden!"). Dann, nach peinvoller Bronchoskopie und Knochenmarkpunktion, werden die Fachärzte als "Holzklötze" und "Klempner" abgewatscht. Gleichzeitig ist eine Generalentschuldigung bei allen Labortieren fällig, dass sie auf Alternativmedizin verzichtet. Es war auch nötig. Hier hörte der Spaß auf. Nach einigem diagnostischen Hin- und Her stand der schlimme Befund fest. Morbus Hodgkin, Stadium 4b. Mehr geht nicht! Ein fünfzigprozentiges Todesurteil für die 25-Jährige!

In der Rückschau von nunmehr zehn Jahren kann sie wieder frotzeln, die Autorin, die bescheiden von sich behauptet, keine Schriftstellerin zu sein (und es doch mehr ist, als mancher Literat für sich in Anspruch nehmen darf). Doch die Angst wohnt noch im Text. Ohne Rücksichtnahme auf eine geordnete Chronologie der Ereignisse, schält Marion Knaths noch einmal die Kernpunkte des Horrors heraus. Tumoren an der Wirbelsäule, in der Lunge, Entfernung von Lymphknoten, Gebärmutter und Eierstöcken (mit Wunscherinnerungsfoto). Hinter verbissenenen Scherzen lauert die Erinnerung an eine grauenvolle Therapie. An den Haarausfall nach der Chemo. An den Kampf mit der Kasse um eine Perücke ("...zahlen nur Wischmops"). An die betretenen Gesichter im Lokal. Und an den vorlauten Jungen, der mit seinem "Mama, die Frau ist vom Krebs gebissen" zum unfreiwilligen Titelgeber wurde.

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